Die Russen werden weitere Gewinne machen«

"Franz-Stefan Gady war jüngst an der Front in der Ukraine. Hier berichtet der Verteidigungsanalyst von technischen Neuerungen auf dem Schlachtfeld und erläutert, warum Kiews Truppen schwierige Wochen bevorstehen. (...)

Gady: Wir müssen mit zusätzlichen Gebietsverlusten für die Ukrainer rechnen. Die Lage in Tschassiw Jar ist nach wie vor prekär. Die Chancen nehmen zu, dass die Ukrainer sie in den kommenden Wochen verlieren. Auch bei Torezk werden die Russen weitere Gewinne machen. Sie bewegen sich stetig in Richtung Pokrowsk. Ein katastrophaler Zusammenbruch der Front wird zwar immer unwahrscheinlicher, aber die russische Offensive ist noch nicht gescheitert. (...)

Gady: Ich warne davor, in Optimismus zu verfallen. Charkiw ist weiterhin ein operativer Sieg für die Russen, weil es ukrainische Einheiten bindet, die nicht herausgelöst werden können, dabei hätten die Männer eigentlich eine neue Reserve bilden sollen. Der Hauptfokus der Russen ist weiterhin die Gegend zwischen Pokrowsk und Tschassiw Jar, deswegen ist es ein Erfolg für Putin, dass die Kräfte der Ukrainer in Charkiw gebunden werden. (...)

SPIEGEL: Was ist das größte Problem der Ukrainer an der Front?

Gady: Weiterhin der Personalmangel. Mir persönlich ist das wachsende Alter der Truppen aufgefallen. In manchen Einheiten ist das Durchschnittsalter eines Infanteristen 45 Jahre. Das hat Auswirkungen, wenn man schnelle Gegenangriffe durchführen will. Auch ihre Durchhaltefähigkeit ist nicht so groß, weil die Soldaten körperliche Probleme haben. Die Moral der Truppe ist zwar noch hoch, aber sie ist sehr erschöpft. (...)

SPIEGEL: Könnten westliche F-16 oder israelische Patriots Abhilfe schaffen?

Gady: Die F-16 sehe ich nicht als besonders wichtig im Verbund mit der Raketenabwehr, weil sie sehr anfällig für russische Luft-Luft-Raketen sind. Es wird auch einige Zeit dauern, bis die Piloten so geschult sind, dass sie punktuell die Luftraumverteidigung schützen können. Ich habe außerdem die Sorge, dass sie zu früh eingesetzt und dann abgeschossen werden, was ein großer Propagandaerfolg für die Russen wäre. Bei den Patriots ist es noch nicht sicher, ob sie kommen. Zusätzliche Systeme wären sehr gut, woran es aber vor allem mangelt, sind Abfangraketen. (...)

SPIEGEL: Auf der anderen Seite treffen die Ukrainer auch immer wieder russisches Gebiet, mittlerweile auch mit westlichen Waffen. Welchen Effekt hat das?

Gady: Die Möglichkeiten der Ukrainer sind dafür sehr begrenzt. Das ist wichtig für die Informationskriegsführung, teilweise schaden sie auch wirklich der russischen Wirtschaft. Sie haben aber keinen wirklichen Effekt an der Front. Außerdem sind sie nicht unter verschiedenen Teilen des Militärs koordiniert. Es wäre vielleicht besser, sie auf ein bestimmtes Gebiet zu konzentrieren, etwa die Krim."

Der bericht im SPIEGEL.


 

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