Wer hat Angst vor gesundem Menschenverstand?
„In letzter Zeit ist mir aufgefallen, wie häufig der gesunde Menschenverstand von Lehrkräften, insbesondere an Universitäten, negativ dargestellt wird.
Auch von den kulturellen Eliten in den Medien wird er mit Verachtung gestraft. Der gesunde Menschenverstand gilt häufig als von Natur aus fehlerhaft und wird mit einer naiven Hinnahme unhinterfragter Meinungen gleichgesetzt. (…)
Kritiker des gesunden Menschenverstands vertreten die Ansicht, dass diese Sensibilität konservative oder populistische Narrative begünstige und daher ihre Akzeptanz durch Millionen von Bürgern ein Hindernis für Reformen und sozialen Wandel darstelle. (…)
Tatsächlich bietet der gesunde Menschenverstand aufgrund seiner Sensibilität für den Sinn des Alltagslebens oft eine zuverlässige Form des Wissens. Aus diesem Grund war der gesunde Menschenverstand historisch gesehen eine Autoritätsquelle und wird auch heute noch als epistemische Grundlage für Urteils- und Entscheidungsfindung angesehen. (…)
Die Weitergabe von allgemein anerkannten Überzeugungen über Moral, Religion und praktische Fragen unterstützt die Sozialisation der Gemeinschaftsmitglieder. Sie bildet die Grundlage für die selbstverständlichen Annahmen der Menschen über das Verhalten im Alltag und stellt die Basis für kommunikative Solidarität dar. Ohne die implizite Orientierung durch den gesunden Menschenverstand würden Alltagsroutinen zu einer unaufhörlichen Herausforderung werden.
Das Wichtige am „common sense“ ist das Wort „gemeinsam“.“ (…)“
Ein Bericht von TICHYS EINBLICK